Text: Künstlerischer Berater Hintergrund

Kompass Europa:

Sterne des Südens

Die Verbindung der romanischen Architektur mit der Musik ihrer Entstehungszeit macht die Faszination der Konzertreihe Via Mediaeval aus, die der Kultursommer seit 1999 in romanischen Gebäuden der Pfalz veranstaltet und dazu Weltstars der Musik des Mittelalters einlädt.

Die Reihe bildet damit die Fortführung des französischen Partner-Festivals Voix et Route Romane im Elsass und widmet sich mit seinen inhaltlichen Schwerpunkten auch in diesem Jahr wieder dem Kultursommer-Motto „Kompass Europa: westwärts“. Besonders spannende und größtenteils unbekannte Programme mit Musik des Mittelalters erwarten das Publikum, dargeboten von Ensembles aus Griechenland, Österreich, Italien, Frankreich und Deutschland.

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Wenn Sie Interesse daran haben, künftig das aktuelle Programmheft postalisch zu erhalten, können Sie sich hier dafür anmelden: www.kultursommer.de/formular/infomaterial/

Konzerte 2024

Der Vorverkauf erfolgt über die örtlichen Gemeinden, das Ticket-System reservix oder über das jeweilige Partnerfestival.

Zu den Konzerten mit dem Kirchenfester Icon Kirchenfenster findet für Konzertbesucher eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn eine kostenfreie Kirchenführung statt.

Einige Konzerte werden für das Hörfunkprogramm von Icon SWR2 aufgezeichnet.

Tickets für die Konzerte können Sie über Reservix erhalten. Logo Reservix

So 08.9.

16.00 Uhr

Surbourg, Église Saint-Arbogast

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Partnerkonzert Voix & Route Romane
Ensemble Into the Winds (FR)

Der große Flächenbrand

Église Saint-Arbogast
67250 Surbourg
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Vorverkauf

Anfang der 1400er Jahre wird König Karl VI. für verrückt erklärt. Daraufhin kommt es zu Rivalitäten, Verrat und unerwarteten Bündnisumkehrungen, die innerhalb weniger Jahre zu einer politischen Katastrophe von ungeahnter Tragweite führen...

Dieses Programm erkundet die musikalische Atmosphäre dieser stürmischen Zeit der französischen Geschichte anhand seltener und unveröffentlichter Musik.

Into the Winds – ein kraftvoller, ergreifender und seltener Klang – der Klang der Blasinstrumente des Mittelalters und der Renaissance. Das 2017 gegründete und um fünf junge Multi-Instrumentalisten gruppierte Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, das weltliche und geistliche Musikrepertoire des späten Mittelalters und der frühen Renaissance durch originelle und innovative Konzerte zu entdecken.
Als Gewinner des 2019 vom Utrecht Early Music Festival organisierten Internationalen Van Wassenaer-Wettbewerbs und im selben Jahr für die europäische Fördermaßnahme für junge Ensembles EEEMERGING+ ausgewählt, ist Into the Winds auf zahlreichen Festivals in Frankreich und im Ausland aufgetreten.
Into the Winds hat Oboen, Posaunen, Trompeten, Blockflöten und verschiedene Perkussionsinstrumente sowohl in renommierten Konzertsälen als auch auf Bühnen für aktuelle Musik erklingen lassen, in mittelalterlichen Gassen und an den Überresten tausendjähriger Schlachten vorbei und sogar auf den Zinnen von Burgen – zwischen den Instrumenten jonglierend, groovend wie eine Big Band, mit Energie, Freude und dem Vergnügen des Teilens.

Bild Into the Winds; cr Bertrand Pichène
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Fr 13.9.

19.30 Uhr

Hornbach, St. Fabianstift

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Ensemble Ex Silentio (GR)

In Exilium - Dichter und Musiker
im Exil an Adelshöfen des Südens

St. Fabianstift
Im Klosterbezirk
66500 Hornbach
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Vorverkauf

Werke von Conon de Béthune, Raimbaut de Vaqueiras, Guillaume Dufay und Oswald von Wolkenstein sowie aus dem Codex Turin J.II.9

In diesem Programm geht es um Musiker, die aus politischen oder religiösen Gründen ins Exil gehen oder flüchten mussten, aber auch um Menschen, die auf der Suche nach neuen Erfahrungen weit nach Süden oder Osten gereist sind. Vorgestellt werden weltliche Lieder, die Abenteuerlust oder den Abschied vom Vertrauten ausdrücken: Troubadour- und Trouvère-Lieder aus der Zeit des Vierten Kreuzzugs (1204), u. a. von Conon de Béthune (dem Camerarius des neuen Lateinischen Kaiserreichs) und Raimbaut de Vaqueiras (dem Ritter und Troubadour in Thessaloniki). Ebenso erklingen polyphone Chansons aus Nikosia zur Zeit des Königreichs Zypern (Codex Turin J.II.9), Werke von Guillaume Dufay, die für Jean Moréas geschrieben wurden. Auch das autobiografische Lied von Oswald von Wolkenstein, in dem er seine Reisen beschreibt, die ihn u. a. nach Kreta, in die Türkei und nach Persien geführt haben, ist zu hören.

„In Exilium“ ist eine Hommage an Musiker, die ferne Länder bereisten, dort lebten und arbeiteten. Das Programm zeichnet ein plastisches Bild des Lebens an den Adelshöfen im Orient und im Süden (Konstantinopel, Thessaloniki, Nikosia).

Ex Silentio hat sich als eines der wenigen griechischen Ensembles auf Alte Musik und Traditionen aus dem Mittelmeerraum spezialisiert. Unter der Leitung des Ensemblegründers und Blockflötenspielers Dimitris Kountouras tritt Ex Silentio regelmäßig auf Festivals und bei Konzertreihen in ganz Europa auf (u.a. Styriarte in Graz, Banchetto Musicale in Vilnius, Early Music Festival in Riga, „Alte Musik in St. Ruprecht“ in Wien, Marco Fodella in Mailand, Festival Mousiké in Bari, Musica Antica da Camera in Den Haag und Festival Megaron in Athen). Das Ensemble hat bereits mit verschiedenen renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie dem Bariton Dimitris Tiliakos, dem Countertenor Michael Chance und der Sängerin und Improvisationskünstlerin Savina Yannatou zusammengearbeitet.

Ex Silentio ist das Ensemble in Residence am Athener Konservatorium. Die Ensemblemitglieder geben außerdem häufig Sommerkurse im „Music Village“ auf dem Pilio.

Bild Ex Silentio
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Sa 21.9.

20.00 Uhr

Otterberg, Abteikirche

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Romanische Nacht - Doppelkonzert

Ensemble Graces & Voices (AT)

Die Liebe hört nicht auf – Gregorianischer Choral
aus Passau und Salzburg

Griechischer Chor
Maistores tis Psaltikis Texnis (GR)

Byzantinischer Choral – Werke von Nikolaos Koukoumas

Abteikirche
Kirchstraße 3
67697 Otterberg
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Vorverkauf

Ensemble Graces & Voices

Die Liebe hört nicht auf

Gregorianischer Choral aus Passau und Salzburg und zeitgenössische Kompositionen

Im Mittelalter wurde im heutigen Gebiet Österreichs und Süddeutschland, ausgehend von Passau und Salzburg, im Wesentlichen dieselbe liturgische Tradition gepflegt. Diese ist durch mittelalterliche Quellen belegt und dennoch stößt man bei ihrem Studium immer wieder auf Niederschriften von außergewöhnlichen Gesängen, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit als Rarität bezeichnet werden können. Diese Kompositionen stechen aus der sonstigen überlieferten Tradition unter anderem hervor, weil sie in manchen Fällen bislang in keiner anderen Quelle gefunden wurden.

Das Ensemble Graces & Voices taucht mit seinem Programm in das älteste gregorianische Repertoire ein. Außergewöhnliche Gesänge, die aus mittelalterlichen Handschriften aus Vorau, Klosterneuburg und Graz entnommen sind, erklingen. Einzigartig sind aber auch die zeitgenössischen Konpositionen, die eine Brücke in die Gegenwart schlagen.

Im Jahr 2011 von den jungen Dirigentinnen Adrija Čepaitė und Antanina Kalechyts gegründet, hat das Frauenensemble “Graces & Voices“ in kürzester Zeit einen internationalen Ruf für seine exquisiten Gregorianik- Aufnahmen und inspirierenden Konzerte erlangt. Die Mitglieder des Ensembles sind alle ausgebildete Musikerinnen und stammen aus verschiedenen Ländern. Die außergewöhnliche Vielfalt an Können und Talenten legt den Grundstein für den einzigartigen Klang und die herzliche Musikalität von Graces & Voices.

Die internationale Karriere des Ensembles begann im Jahr 2012 mit einem bemerkenswerten Erfolg auf dem internationalen Gregorianik Festival in Watou (Belgien). In den darauffolgenden Jahren hat das Ensemble in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg, Lettland, Litauen, Schweiz, Kroatien, Norwegen und Slowakei das Publikum begeistert. Das Ensemble widmet sich dem Gregorianischen Choral und der zeitgenössischen Mehrstimmigkeit, letzteres vorwiegend in Auftragswerken.

Bild Ensemble Graces & Voices

Griechischer Chor Maistores tis Psaltikis Texnis (GR)

Byzantinischer Choral – Werke von Nikolaos Koukoumas

Im 14. Jahrhundert wurde der sogenannte Hesychasmus als eine Form der Spiritualität von orthodoxen byzantinischen Mönchen entwickelt. Er verbreitete sich schnell und hatte Einfluss auf alle Aspekte der orthodoxen Kirche. Zu dieser Zeit lebte ein großer, jedoch wenig bekannter Komponist in Thessaloniki: Nikolaos Koukoumas. Von ihm stammt unter anderem die zweite Stasis des Polyeleos (Psalm 135), eine Komposition unter Einbeziehung aller acht Modi der byzantinischen Musik. In dem Teil der Komposition, in dem der 2. plagale Modus zu hören ist, hat Koukoumas eine brillante Technik (melismatisch und kalophon) angewendet: Die Psalmodie wird antiphonal von zwei Chören ausgeführt. Neben diesem hesychastischen Dialog zwischen den beiden Chören faszinieren auch die melodischen Variationen und Transpositionen von einem Modus zum anderen. Dieses Meisterwerk wurde noch in keinem anderen Programm aufgeführt.

Maistores tis Psaltikis Texnis („Die Meister der psalterischen Kunst“) ist ein 1983 gegründeter Chor, der in der Tradition der byzantinischen Kantorenchöre steht. Er beschäftigt sich mit den Werken der wichtigsten Komponisten aus dem byzantinischen Reich und der Zeit danach, speziell mit der Studie und Analyse unterschiedlicher Kompositionsarten. Generell verfolgt der Chor das Ziel, die sogenannte „psalterische Kunst“ bekannter zu machen. Eine andere oft verwendete, jedoch umstrittene Bezeichnung für diese Kunstform lautet „byzantinische Musik“. In diesem Fall handelt es sich um die rein vokale, einstimmige griechisch-orthodoxe Kirchenmusik. Maistores tis Psaltikis Texnis hat bereits über 400 Konzerte in Europa, Asien, Amerika und Australien gegeben und ist an bekannten Spielstätten in Griechenland, aber beispielsweise auch im Opernhaus Sydney und in der Music Hall des Seoul Arts Center aufgetreten. Andere renommierte Auftrittsorte waren byzantinische Kirchen wie die Metéora-Klöster oder die Kirchen in Athen und Patras, auf Paros, Patmos und Zypern, in Jerusalem, Venedig und Iași (Rumänien). Der Chor hat in verschiedenen Ländern (u. a. Griechenland, Italien und Israel) bedeutende Gottesdienste musikalisch gestaltet.

Bild Maistores tis Psaltikis Texnis
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So 22.9.

20.15 Uhr

Speyer, Kyrpta des Doms

Icon Kirchenfenster

Ensemble laReverdie (IT)

Italienische Reise: Mailand, Florenz, Venedig

laReverdie unternimmt in diesem Programm eine musikalische Reise durch drei italienische Städte mit ihren unterschiedlichen politischen Gegebenheiten zwischen Mitte des 14. und Beginn des 15. Jahrhunderts: die Signoria Mailand, die Stadt Florenz und die Republik Venedig. Und diese Reise zeigt, wie eng Musik seinerzeit mit Politik verbunden war. Am Hofe Luchino Viscontis, Herrscher von Mailand von 1339 bis 1349, wurden Jacopo da Bologna und Giovanni da Florence berufen, das Leben und die Ereignisse des Hofes anhand der damals verwendeten Formen, des Madrigals, der caccia und der Festmotette zu feiern. In Florenz, der Stadt par excellence, begünstigte das soziale Gefüge die Gründung von Laiengruppen, die eine neue Form von Gesängen erfanden: die Lauda. Diese Laude sind in einem florentininschen Kodex überliefert, aus dem wir einige symbolträchtige Beispiele ausgewählt haben. Analog entwickelte sich in Venedig die Motette zum präferierten Genre – etwa zur Feier der Wahl eines Dogen oder sonstiger wichtiger Ereignisse, von denen einige musikalisch vorgestellt werden. Und zum Abschluss der Reise erklingt ein prachtvolles Gloria, das als Ordinarumsstück den Bogen über alle drei Städte zugleich schlägt.

Im Jahr 1986 gründeten zwei junge Schwesternpaare aus Italien das Mittelalter-Ensemble laReverdie. Der Name leitet sich von einem poetischen Genre ab, das die Wiederkehr des Frühlings feiert, und verrät damit vielleicht auch schon etwas über den hervorstechendsten Wesenszug dieser Gruppe, die Konzertbesucher und Kritiker seit über 30 Jahren sowohl durch die Intensität ihrer Herangehensweise an die Musik, als auch durch ihr breites und vielfältiges Repertoire vom Mittelalter bis in die Frührenaissance begeistert. Seit 1993 gehört auch der Zinkenist Doron David Sherwin zur festen Besetzung des Ensembles, sowohl als Instrumentalist, wie auch als Sänger. Das Ensemble trat regelmäßig in Festivals und bei Konzerten in ganz Europa und darüber hinaus auf - so fand etwa im Oktober 2011 auch eine Tournee durch Mexiko statt. Außerdem entstanden in den verschiedensten Ländern Rundfunk- und CD-Aufnahmen.

Bild Ensemble laReverdie
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So 29.9.

17.00 Uhr

Offenbach-Hundheim, St. Maria

Icon Kirchenfenster

Ensemble Sanstierce (DE)

Axa, Fátima y Marién –
Lieder in Aljamiado aus Al’ Andaluz

Abteikirche St. Maria
Klosterstraße 12
67749 Offenbach-Hundheim
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Vorverkauf

Die Iberische Halbinsel ist eine einzigartige Schnittstelle zwischen den drei monotheistischen Weltreligionen und deren Kulturen, ein Ort von blutigen Konflikten wie von fruchtbaren Kontakten. Nirgendwo sonst, Jerusalem einmal ausgenommen, war die Berührung zwischen den drei Religionen so lang und so eng wie hier. Nirgendwo sonst ist das Neben-, Gegen- und Miteinander von Christentum, Islam und Judentum so prägend für Geschichte und nationale Identität wie in Spanien. Und Al’Andaluz mit Sevilla als Hauptstadt, war das Zentrum der Interaktion der drei Religionen, ob als convivencia oder aber als gihād, reconquista und inquisición.

Das Programm führt ins mittelalterliche Al’Andaluz, wo damals ein komplexes, sich stetig wandelndes Nebeneinander mehrerer Sprachen existiert. Es gibt drei Schriftsprachen: Hebräisch, klassisches Arabisch und Spanisch (einschließlich aragonesischer Varianten, Portugiesisch mit galicischen Varianten und Katalanisch). Und die spanischen, arabischen und jüdischen Gelehrten beherrschten oft durchaus alle diese Sprachen. Berühmte jüdische Gelehrte verfassten ihre Schriften erst in Arabisch und danach werden sie ins Hebräische übersetzt und umgekehrt. Moses ben Maimon, berühmter Arzt und Philosoph (1120-12190) - sein arabischer Name lautet يبطرقلا نوميم هللا ديبع نب ىسوم نارمع وبأ Musa ibn-Maimon - schreibt sein bekanntestes Werk „Führer der Unschlüssigen“ um 1190 in Arabisch mit hebräischen Buchstaben.

Die Kölner Sängerin Maria Jonas und der irakische Musiker Bassem Hawar (Djoze) treffen sich 2014 im Kölner Zentrum für Alte Musik ZAMUS und beschließen ein Ensemble zu gründen: Sanstierce – يثالث دعب الب , ohne Terz. Beide sind ausgewiesene Spezialisten der modalen Musik. Die Kölnerin versucht die Musik des europäischen Mittelalters, die kaum notiert wurde, wieder zum Leben zu erwecken und das Anliegen des Irakers ist es, dass die bislang von Ohr zu Ohr, von Generation zu Generation, tradierte arabische Musik ebenso mit Wurzeln im Mittelalter mit dem Zentrum Bagdad, der Welt nicht abhanden kommt. Fuhren noch vor wenigen Jahren westliche Musiker in die arabischen Länder, um dort vor Ort ganz nah am Original zu sein, trifft man sich heute in Köln, Berlin, Paris oder London, aber nicht mehr in Bagdad, dem Irak oder in Syrien. Doch was für Musik entsteht, wenn die beiden MusikerInnen aus zwei verschiedenen Welten aufeinander treffen? Beide musizieren auf der Basis ihrer jeweiligen modalen Musik-Kultur und führen sie weiter ins Heute.

Bild Ensemble Sanstierce; cr Manuel Miethe
Bild Ensemble Sanstierce; cr Manuel Miethe
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So 06.10.

17.00 Uhr

Klingenmünster, Mönchsaal im Kloster

Icon Kirchenfenster

Ensemble analógion (DE)

Que será de min? Paradoxa der Liebe
aus dem mittelalterlichen Portugal

Benediktinerkloster Klingenmünster
Weinstraße 40
76889 Klingenmünster
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Vorverkauf

Das höfische Liebeslied des Hochmittelalters ist noch heute unter Namen wie Minnesang oder Trobadorlied für seine Sinnlichkeit berühmt. Allerdings war es damals weniger Ausdruck einer schwärmerischen Romantik als wir heute oft annehmen. Vielmehr war das höfische Liebeslied ein Kunstlied, in Text und Melodie virtuos gefertigt, das im exklusiven höfischen Personenkreis als eine Art Rollenspiel fungierte: Der Sänger oder die Sängerin sang in der Rolle der/s Liebenden über die Liebe und adressierte mit der Dichtung entweder den Zuhörerkreis oder unmittelbar die/den fiktive/n Geliebte/n. Dabei fanden stets dieselben inhaltlichen Elemente Verwendung und die Kunst des Dichtens bestand darin, diese typischen Inhalte besonders elegant umzusetzen.

Das wichtigste dieser Elemente war die Unerfüllbarkeit der Liebe. Um den singenden Liebhaber zu lyrischen Höchstleistungen verzweifelter Sehnsucht zu bewegen – und um die höfische Etikette zu wahren – war seine Liebe häufig aufgrund räumlicher oder ständischer Distanz oder der Ablehnung durch die Geliebte aussichtslos.

Diesem Widerspruch widmet sich Ensemble analógion heute mit den sieben Cantigas d’amor des König Dinis I. von Portugal (1261–1325), deren Melodien im Fragment P-Lant fragm. cx . 20, n°2 teilweise erhalten sind und vom portugiesischen Musikwissenschaftler Manuel Pedro Ferreira rekonstruiert wurden.

Ensemble analógion wurde 2022 von Klemens Mölkner und Michael Eberle gegründet, die sich beim Studium an der Schola Cantorum Basiliensis kennengelernt haben. In ihrer gemeinsamen Arbeit, die auch weitere Sänger einschließt, widmen sie sich vor allem geistlicher Musik des Mittelalters. Während ihr musikalisches Hauptaugenmerk auf dem Umgang mit den mittelalterlichen Tonarten (Modi) und der Umsetzung des Textes liegt, gilt ihr Interesse vor allem transzendentalen Themen mittelalterlicher Text- und Musikkultur.

Bild Ensemble analógion
Bild Ensemble analógion
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Karte mit Veranstaltungsorten Bild Offenbach Bild Surbourg Bild Speyer Bild Otterberg Bild Hornbach Bild Klingenmünster

Romanische Gebäude in der Pfalz

Konzertorte

Via Mediaeval. Mittelalterliche Vokalmusik in romanischen Gebäuden. Eine Musikreihe des Kultursommers Rheinland-Pfalz in Verbindung mit seinen regionalen Partnern.

Hintergrund
Bild: 20 Jahre - Motiv

Jubiläum in 2019

20 JAHRE

Wie so oft gab das Motto des Kultursommers die Anregung – ohne wäre es vielleicht nie dazu gekommen…

„Rendezvous mit Frankreich“ hieß das Länder-Motto im Jahr 1999 und dieses Thema lag ja wirklich nahe – musste man doch nur im Süden mal über die Grenze schauen. Dort gab es unter anderem seit 1992 das elsässische Festival „Voix et Route Romane“. Entlang einer im Elsass touristisch schon erschlossenen Straße, die Gebäude romanischer Architektur miteinander verbindet, veranstaltete Direktor Jean Paul Linder Konzerte mit Alter Musik, jeweils im Herbst des Jahres. So startete die Zusammenarbeit mit Frankreich und die rheinland-pfälzische Konzertreihe – nach ersten Kontakten in 1998 und der Spektakulum-Aufführungen von „Die Dame mit dem Einhorn“ – in Speyer mit einem angelehnten Konzept im südlichen Teil unseres Bundeslandes. Schnell war auch der Name der Konzertreihe in einer Übersetzung des französischen Vorbilds gefunden: „Vokalmusik entlang der Romanischen Straße".

Dabei entwickelte sich der klare Rahmen für die 6-8 Konzerte in der Pfalz:

  • Die Konzerte sollten ausschließlich in Räumen stattfinden, die sichtbar romanischem Baustil zuzuordnen sind
  • Das musikalische Spektrum sollte von der frühen Musik bis spätestens zur Epoche Martin Luthers reichen, Renaissance und Barock also sollten nicht beinhaltet sein
  • Die Konzerte sollten ein Beitrag zum jeweiligen Jahres-Motto der Reihe sein, das soweit möglich sich an das Kultursommer-Motto anschließen sollte
  • Der Verbindung von Musik und Architektur sollte Rechnung getragen werden durch das Angebot einer bauhistorischen Führung vor den Konzerten
  • Die Interpreten und Ensembles sollten alle auf höchstem künstlerischen Niveau und mit bestem musikwissenschaftlichen Wissen ausgestattet sein
  • Das Publikum wird durch ein ausführliches Abendprogramm mit Hintergrundinformationen, Begleittexten und Übersetzungen durch das Konzert geführt

Unsere Partner / weitere Links

Logo Voix

Festival Voix & Route Romane
Das Festival Alter Musik im Elsass
www.voix-romane.com

Logo REMA

REMA / EEMN
Die Reihe Via Mediaeval im Mitglied des Europäischen Netzwerks für Alte Musik / Réseau Européen de Musique Ancienne / European Early Music Network
www.rema-eemn.net

Logo Otterberg

Otterberger Abteikirchenkonzerte
Konzerte im der ehemaligen Zisterzienserkirche
www.otterberg.de/abteikirche/

Logo Euroclassic

Festival Euroclassic
Länderübergreifend in der Pfalz und im Elsass
www.festival-euroclassic.eu

Logo Int. Musiktage

Internationale Musiktage
www.dom-zu-speyer.de/dommusik/konzerte/ internationale-musiktage/

Logo Wunderhoeren

Wunderhoeren
Tage Alter Musik & Literatur in Worms
http://www.wunderhoeren.de

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Bild Prof. Dr. Stefan Morent

Künstlerischer Berater

Prof. Dr. Stefan Morent

studierte Musikwissenschaften und Informatik an der Universität Tübingen, Blockflöte und Historische Aufführungspraxis bei Kees Boeke sowie Musik des Mittelalters bei Andrea von Ramm und Sterling Jones. Er promovierte 1995 zum Dr. phil. als Stipendiat der Landesgraduiertenförderung und erlangte 2004 die Habilitation zum Thema „Das Mittelalter im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Kompositionsgeschichte in Frankreich“ als Stipendiat des Graduiertenkollegs „Ars und Scientia im Mittelalter und der frühen Neuzeit“ in Tübingen folgte. Seit 2008 ist er dort außerplanmäßiger Professor.

Seine Forschungsinteressen reichen von der Musik des Mittelalters, ihrer Aufführungspraxis und Rezeption, über Musiktheorie der Renaissance (Glarean u.a.) und landeskundliche Themen (Musik im deutschen Südwesten, Musik am Stuttgarter Hof 16.-18. Jh.) sowie französischer Musik des 19. Jahrhunderts und Musik und Religion ("Sacred Sound") bis zur Digitalen Musikedition. Zur Zeit betreut er ein DFG-Forschungsprojekt zur Erschließung mittelalterlicher Musikfragmente aus württembergischen Klöstern.

Prof. Dr. Morent nahm Professur-Vertretungen in Trossingen, Wien, Hamburg, Heidelberg, Detmold, Saarbrücken, Mannheim und Köln wahr und folgte einer Einladung als Visiting Professor an die University of Berkeley/USA.

Als Leiter des von ihm gegründeten Ensembles „Ordo Virtutum“ für Musik des Mittelalters geht er einer umfangreichen internationalen Konzerttätigkeit mit Einladungen zu bedeutenden Festivals für Alte Musik nach und kann auf zahlreiche preisgekrönte CD-Einspielungen zurückblicken. Er ist künstlerischer Leiter der Festivals „Via Mediaeval – Musik und Räume des Mittelalters “ in Rheinland-Pfalz und „Musikalische Avantgarde um 1400“ in Konstanz. Außerdem leitet er die Schola Cantorum am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen.

Impressum

Herausgegeben vom Kultursommer Rheinland-Pfalz
der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
Fischtorplatz 11, 55116 Mainz
Stand: Juni 2024
Gestaltung: www.beateschmitz.de
Technische Umsetzung: www.jung-newmedia.de
Fotos: Wenn nicht anders vermerkt von den Künstlern / Veranstaltern.
Darüber hinaus gilt das Impressum Kultursommer Rheinland-Pfalz

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Kultursommer Rheinland-Pfalz
der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
Fischtorplatz 11
55116 Mainz
Tel.: 06131 / 28 83 80
Fax: 06131 / 28 83 88
E-Mail: info@kultursommer.de

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Darüber hinaus gilt die Datenschutz-Erklärung Kultursommer Rheinland-Pfalz.

Sterne des Südens

Prof. Dr. Stefan Johannes Morent

In diesem Jahr dreht sich die Kompassnadel unseres Festivals gemäß dem Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Kompass Europa: Sterne des Südens“ zum Abschluss der vier Himmelsrichtungen nach Süden: Das Ohrenmerk richtet sich hierbei auf Musik des Mittelalters aus Griechenland, Südeuropa, Italien, Spanien und Portugal.

Wir freuen uns sehr, dass es uns wieder gelungen ist, zum größeren Teil zumindest in Deutschland noch weniger bekannte Ensembles für Musik des Mittelalters präsentieren zu können.

Wir eröffnen mit einem Programm mit Werken von Musikern, die aus politischen oder religiösen Gründen ins Exil gehen oder flüchten mussten oder auf der Suche nach neuen Erfahrungen weit in den Süden gereist sind. Das griechische Ensemble Ex Silentio präsentiert in der besonderen Akustik des Fabianstifts in Hornbach Musik u.a. der Trouvères und Troubadours Conon de Béthune und Raimbaut de Vaqueiras und von Guillaume Dufay und Oswald von Wolkenstein, deren Reisen bis nach Kreta, in die Türkei und nach Persien führten, und die an den Adelshöfen von Konstantinopel, Thessaloniki und Nikosia wirkten.

In der großartigen Akustik der Zisterzienserabteikirche von Otterberg ist dieses Jahr wieder eine Romanische Nacht zu erleben: Das Ensemble Graces & Voices aus Österreich widmet sich dem speziellen Gregorianischen Repertoire der mittelalterlichen Diözesen Passau und Salzburg in Kombination mit zeitgenössischen Auftragskompositionen.Das Ensemble Maistores tis Psaltikis Texnis aus Griechenland lässt Byzantinischen Choral erklingen, darunter Kompositionen von Manuel Ampelokipiotes (15. Jh.), Germanos, Bischof von Neu-Patras (17. Jh.) und des im 14. Jahrhundert in Thessaloniki wirkenden, bis heute kaum bekannten Nikolaos Koukoumas. In der Romanischen Nacht treten diese Ensembles und Musiken in einen spannenden Dialog.

Mit auf eine Reise durch das mittelalterliche Italien nimmt uns das bekannte italienische Ensemble La Reverdie in der erhabenen Aura der Krypta im Dom zu Speyer. Der klingende Weg führt von Mailand nach Florenz und Venedig, wo wir Werken der führenden Komponisten des italischen Trecento wie Jacopo da Bologna, Giovanni di Firenze, Paolo da Firenze, Marchettus da Padua und Johannes Ciconia lauschen. Sie verherrlichen Herrschergeschlechter wie die Visconti in Mailand oder die Stadtstaaten von Florenz und Venedig, die im 14. und frühen 15. Jahrhundert Oberitalien zu einem Zentrum der musikalischen Frührenaissance in Europa formten.

In Offenbach-Hundheim führt uns das Ensemble Sanstierce in das in Sprache und Musik multikulturelle spanische Al’Andaluz des Mittelalters. Hier lebten über Jahrhunderte die Religionen von Judentum, Christentum und Islam mit- und nebeneinander, geprägt von gegenseitiger Achtung, aber auch von Konkurrenz und feindlicher Auseinandersetzung. Dichtung und Musik entstanden hier in einer einzigartigen Mélange aus Hebräisch, Arabisch, Spanisch, Portugiesisch und Galizisch. Im Konzert erklingen die bisher wenig bekannten Dichtungen der hebräischen Aljamiado-Literatur, die in romanischer Sprache, aber in hebräischer Schrift aufgezeichnet wurden.

Zum Abschluss unserer diesjährigen Reihe hören wir in der intimen Atmosphäre des Mönchssaals in Klingenmünster von den Paradoxien der Liebe. König Dinis I. von Portugal (1261-1325) dekliniert in seinen Cantigasd’amor die klassischen Stationen des mittelalterlich-höfischen Minnediensts durch: Von der Entdeckung der anbetungswürdigen und gleichzeitig unerreichbaren höfischen Dame, dem Entflammen der Zuneigung, die sich in lyrisch-musikalischen Höchstleistungen niederschlägt, über den aufopfernden Minnedienst und die Realisierung der Unerfüllbarkeit bis hin zur daraus resultierenden Todessehnsucht des Dichter-Sängers. Das junge Ensemble analógion bringt dieses raffiniert austarierte höfische Liebesspiel mit seinen ebenso virtuos konstruierten Texten und Melodien zum Erklingen.

Wir möchten Sie, verehrte Hörerinnen und Hörer, wieder herzlich zu unserer Konzertreihe einladen, um Ihnen wie gewohnt in höchster Qualität und in sorgfältig ausgewählter Übereinstimmung die Symbiose von Musik und Raum im Mittelalter als besonderes Erlebnis zu ermöglichen.

 

Bild Berater

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